Die Kreuzotter in Österreich

Die Kreuzotter ist eine der zwei in Österreich vorkommenden Giftschlangenarten. Sie ist in sieben von neun Bundesländern verbreitet. Während sie in Kärnten, Salzburg und Tirol Verbreitungsschwerpunkte aufweist, ist sie in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark und in Vorarlberg nur regional anzutreffen. In Ostösterreich (Wien und Burgenland) fehlt sie. Kreuzottersichtungen in diesen zwei Bundesländern sind meist auf Verwechslungen mit der ungiftigen Schlingnatter (Coronella austriaca) zurückzuführen.

Kreuzotter BennyTrapp DGHT

In Österreich beschränkt sich die Verbreitung der Kreuzotter auf den Alpenraum und das nördliche Granithochland der Böhmischen Masse. Im Alpenraum reicht ihre Höhenverbreitung bis zur Obergrenze der Krummholzzone, oft über 2000 m Seehöhe. Der höchste bekannte Fundort befindet sich in Osttirol auf 2.420 m. Südlich des Alpenhauptkammes liegen die tiefst gelegenen Vorkommen auf einer Seehöhe von etwa 600 m, im nördlichen Alpenvorland auf etwa 420 m. Die von den Alpen abgegrenzten Vorkommen im nördlichen Granithochland, im oberösterreichischen Mühlviertel und im niederösterreichischen Waldviertel, finden sich auf 550 bis 1.200 m Seehöhe. Insbesondere in den Zentralalpen bestehen regionale Nachweislücken, die größtenteils auf Kartierungsdefizite zurückzuführen sind. Verbreitungsgrenzen finden sich entlang des Nördlichen Alpenvorlandes zu den südöstlichen Hügelländern und den östlichen Ebenen.

Verbreitung der Kreuzotter in Österreich (Funde ab 1970). Quelle: Herpetofaunistische Datenbank, Naturhistorisches Museum Wien, 2023

Lebensräume in den Alpen bilden Zwergstrauchheiden, die im Idealfall mit Fels- und Blockhalden durchsetzt sind, lichte Wälder, Kahlschläge, Lawinenkorridore und Almweiden mit Lesesteinhaufen und Trockenmauern. In alpinen Tallagen und im nördlichen Granithochland besiedelt die Viper Moore, Feuchtwiesen, strukturreiche Weideflächen und Ränder extensiver Mähwiesen.

Die Kreuzotter ist streng geschützt und wird in den Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs in der Kategorie "gefährdet" (VU) geführt. Die Bestände in alpinen Lagen und somit einem Großteil des Artareals können nach wie vor als stabil angesehen werden. Lebensraumverluste durch menschliche Eingriffe, etwa durch den Bau von Pisten oder intensivierte landwirtschaftliche Nutzung (z. B. Düngung, mehrfache Mahd) sowie die Stilllegung von Almbewirtschaftungen tragen aber auch hier zum Verlust von geeigneten Lebensräumen bei. Vor allem in der vom Menschen durch Wald- und Viehwirtschaft intensiv genutzten submontanen Stufe wurde der Artbestand regional auf kleinräumig isolierte Restbestände reduziert, z. B. am südöstlichen Arealrand des alpinen Vorkommens der Kreuzotter. Untersuchungen in der Steiermark zeigten, dass ehemalige Standorte wie kleinräumige Moore durch Verwaldung, sowie Standorte am Rande von landwirtschaftlich genutzten Flächen (Viehweiden) durch Strukturbereinigung, Entsteinung sowie einer intensivierten Bewirtschaftungsform verschwanden. Auch das Fehlen der Art im Klagenfurter Becken scheint das Ergebnis eines flächenhaften Rückgangs durch Lebensraumzerstörung zu sein. Zu den Tieflandvorkommen des nördlichen Alpenvorlandes und der Böhmischen Masse (Ober- und Niederösterreich) bestehen erhebliche Wissensdefizite. Hier ist von einem erhöhten Gefährdungsgrad, einer Isolation einzelner Standorte sowie einem zunehmenden Arealverlust der Kreuzotter auszugehen. Dazu liegt für den Norden des Bundeslands Salzburg eine Untersuchung vor, welche die extreme Isolation von Restpopulationen der Kreuzotter durch intensiv landwirtschaftlich geprägte und strukturlose Flächen im nördlichen Alpenvorland belegt. Sowohl in inneralpinen Tallandschaften als auch im Alpenvorland und der Böhmischen Masse sind Moorlandschaften und großflächige Feuchtgebiete durch Trockenlegung, intensive landwirtschaftliche Nutzung, Aufforstung oder auch Verbauung bedroht. Dies führt in den Moorgebieten zu einer Verwaldung bzw. einer Überhandnahme von Latschengebüsch und Gehölzen. Auch die Zunahme von Wildschweinen kann zu erheblichen Bestandseinbußen führen. Die Bestände der Kreuzotter im nördlichen Alpenvorland sowie der Böhmischen Masse sind als gefährdet zu bezeichnen, während Vorkommen innerhalb des Hauptalpenzuges nur regional Bestands- und Arealverluste, im Besonderen in inneralpinen Tallagen und den Arealrändern, erlitten.

Nach derzeitigem Kenntnisstand kommen zwei Unterarten der Kreuzotter in Österreich vor. Bei den Beständen im Alpenraum handelt es sich um Vipera berus marasso, während in der Böhmischen Masse am Nordrand Österreichs Vipera berus berus verbreitet ist. Im nördlichen Alpenvorland des Bundeslands Salzburg dominiert Vipera b. berus. Eine Hybridisierungszone der beiden Unterarten am Nordrand der Alpen ist anzunehmen, hierzu ist die Datengrundlage bisher unzureichend. Hinsichtlich eines Gefährdungsgrades der beiden Unterarten wird zukünftig zu differenzieren sein. 

Kreuzotter Männchen AxelKwet DGHT Kreuzotter Weibchen AxelKwet DGHT Kreuzotter Schwärzling BennyTrapp DGHT Kommentkampf zweier Kreuzottern-Männchen. Foto: A. Meyer.
 

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Fots:: Titelbild Kreuzotter, Schwärzling, (c) Benny Trapp/DGHT, Männchen & Weibchen (c) Alxel Kwet/DGHT, Kommentkampf zweier Männchen. (c) A. Meyer

Karte: Verbreitung der Kreuzotter in Österreich (Funde ab 1970). Quelle: Herpetofaunistische Datenbank, Naturhistorisches Museum Wien, 2023